Tag 12 Reise durch die USA

Eben erstmal Musik auf die Ohren, mich akustisch ausblenden aus all den Gesprächen um mich herum, ob von den verschiedenen Familien mit ihren Kindern, die Gespräche können goldig sein und auch einfach nur “ich will hier raus!” oder einem jungen Mann, ein absoluter Charmebolzen, nur seine Telefonate mit Freunden und der Familie, erzählen ganze Romane, denen ich gerade nicht folgen will. Das Gespräch drehte sich darum, dass er Prioritäten setzen muss, wer auf seiner Reise alles zu sehen ist und für wen keine Zeit ist. Der Bro am anderen Ende des Telefons wird wohl einer sein, den er nicht treffen kann. Denn seine Eltern, Geschwister und seine Tochter haben gerade Vorrang, gerade weil er "broke" ist... 

Der Zug rollt entlang des Missouri Rivers durch sehr abwechslungsreiche Landschaften.

Der Missouri mündet bei St. Louis in Mississippi. Durch diese Verbindung der Flüsse ist diese Stadt ein idealer Standpunkt für die Siedler gewesen, sich das Land anzueignen. Deshalb steht auch der Gateway Arch genau auf den Fundamenten der ersten Siedlung von St. Louis. 

Zuerst Frühstücken im Hotel, in der Sportsbar in der 4. Etage. Dieser Holzgetäfelte Saal mit all seinen Trophäen und Spieler Ehrungen atmete die buchstäbliche Vergangenheit längst vergangener glorreicher Zeiten. Die einzigen Gäste mit mir waren ältere Herren, die wohl jeden Morgen dort frühstücken. Aus der Karte suchte ich mir das Interessanteste aus und lass mich einfach überraschen. Es war eine gute Wahl. eine gusseiserne Auflaufform mit ganz vielen klein geschnittenen Dingen, die mit zwei Spiegeleiern garniert waren. Einfach lecker.

Anschließend gemütlich zum Gateway Arch laufen. Im Museum war auffällig, dass sich die meisten Besucher nur für die Landnahme interessierten, nur dass da Menschen vorher waren, ist vollkommen unwichtig. Der Mythos der guten Siedler funktioniert immer noch gut. Die Ausstellung selbst zeigt alle Seiten. 

Mit Anweisungen und Videoprojektionen ging es immer näher an den “Train”. Ich würde es eher Gondeln nennen. Die Fahrt fühlt sich eher wie ein Riesenrad an als wie eine Zugfahrt. Der Einstieg in die Gondeln erinnert eher an die Rescue Pods bei “Star Trek". Man meint fast, dass du jetzt ins All geschossen wirst.

Oben angekommen war der Ausblick sehr spektakulär. Jeder konnte sich auf die Schrägen legen und ganz dicht an die Fenster kriechen und dann ganz gerade runter gucken. 

Wie der Aufstieg ging es auch penibel geplant wieder runter. Ich bin noch durch Teile der Ausstellung gelaufen, die ich vorher nicht gesehen hatte, den Museumsshop und raus. 

Draußen lief ich um den Arch herum und durch den Park Richtung Washington Ave. Auf dem Weg entdeckte ich die letzten Gebäude aus dem alten Quartier und war erstaunt, dass fast alles leer steht und teils in Renovierung ist. Dort muss mal viel Gastronomie, Büros und Wohnungen gewesen sein. 

Die Washington Ave. lief ich hinunter mit der Idee, dass das wohl eine Art Einkaufsstraße sein könnte. Auch hier das Bild einer glorreichen Vergangenheit, Unmengen an Leerstand, einige Restaurants die, die noch offen sind. Selbst die Bürotürme sehen eher trostlos leer aus. 

Es war Zeit, das Gepäck aus dem Hotel abzuholen und zum Bahnhof. Warten, einsteigen, Platz okkupieren und sich der Fahrt hingeben. Dieses Licht ist besonders schön heute Nachmittag. Es war wie ein nicht enden wollender Sonnenuntergang.

Kurz vor Kansas City bin ich dann noch tief eingeschlafen. Wohl von der SMS bin ich wach geworden. Mein Host V. der nächsten Nächte hat  geschrieben, dass er mich abholt und wo er steht.

Was für ein Bahnhof. 

Direkt geradezu wartete V. Im Haus angekommen, etwas frisch gemacht und mit dem Mitbewohner A. zusammen gesessen und mir Vorschläge für morgige Unternehmungen erzählen lassen.